In der Tiefe verankert, im Ausdruck frei. An Tag 10 entdecke ich die Kraft meiner inneren Schildkröte. Ein freier Blick nach innen offenbart die Facetten meines wahren Selbst.
Tag 10. Das Selbstbild.
Impuls: Wie sehe ich mich selbst, wenn niemand zusieht?
Aufgabe: Schreibe zehn Minuten lang darüber, wie du dich selbst wahrnimmst. Betrachte dabei deinen Ausdruck, im Gefühl und in der Ausstrahlung.
Ergänzung: Finde ein Symbol in deinem Setting, greife es inhaltlich auf und deute es dem Kontext entsprechend.
Ich sehe mich als sehr entspannt. Fröhlich, zuversichtlich und albern. Ich bin zugewandt und interessiert, aber in Phasen der Ruhe und Kontemplation sehe ich mich auch als in mich gekehrt und gewissermaßen nicht zugänglich bzw. reserviert.
Ich habe sehr verspielte Anteile, die sich inzwischen auch wieder häufiger zeigen dürfen. Ich habe auch eine ernste Seite, die aber nur bestimmten Menschen und Situationen vorbehalten ist. Ich bin sehr energiegeladen. Das hat manchmal spontane Peaks zur Folge, die mich und meine Umgebung gleichermaßen überraschen können.
Was gibt es noch? Mein Ausdruck ist gewählt. Wie ich mich zeige, ist immer auch etwas, das ich tragen kann. Im Sinne von Ertragen. Denn meine Selbstwahrnehmung als Typ 2 des Enneagramms speist sich aus meinem Gegenüber. Typ 2 (so wie alle anderen Herztypen) brauchen den Adressat, wenn man so will. Wer es ahnt: hier geht viel Selbstreflexion nach Interaktionen mit anderen Menschen einher. Kann auch schon mal anstrengend sein. Daher sind auch diese Ruhephasen mit null bis wenig Kontakt nötig.
Also insgesamt kann ich mich gut abhaben. Und auch dran haben. 🙂
Ich sehe mich als Genussoptimistin. Das könnte auch eine meiner Kernqualifikationen als spiritueller Life Coach sein. Alles, was geschieht, hat positive Aspekte. Alles, was wir sind, auch das erstmal „Unerfreuliche“, hat seine gute Seite. Diese auch in Grenzfällen zuzulassen und anzunehmen, kann der große Befreiungsschlag sein, nachdem viele von uns sich sehen.
Gefühlstechnisch bin ich wohl eine frische Schale gemischtes Naschwerk. Jetzt nicht unbedingt Bertie Botts gemischte Bohnen mäßig, aber emotional ist hier einiges los und das sind auch nicht zwingend immer nur meine eigenen Gefühle. Ich beobachte zunehmend, dass Energien anderer auf mich abfärben, wenn es zeitlich längeren Kontakt oder intensive Zusammenkünfte gibt. Beruflich bin ich prepared und geschützt, aber privat beobachte ich das erst seit kurzem und übe mich in entsprechenden Vorkehrungen.
Last but not least glaube ich auch, dass ich ziemlich krass bin. Ich habe eine recht piefige Karriere eingeschlagen, in der ich das Sprachrohr für Unternehmen und Organisationen war. Immer gegeißelt von der Mittelmäßigkeit. Selten war es erlaubt, eigenständig aufzutreten. Den Kopf weit unten. Etwas sagen, ja. Aber bloß nichts, was andere nicht auch schon behauptet haben, zu sein.
Jetzt werde ich zu meinem eigenen Sprachrohr und erlaube mir zu sagen, was gegen gängige Konventionen geht. Das ist gesellschaftlich vielleicht nicht mehr ganz so crazy. Dafür haben respektable Pionierinnen bereits gesorgt. Es ist aber immer noch weird genug, sich altem intuitiven Wissen zuzuwenden und mit Menschen auf einer höchst spirituellen Ebene zu arbeiten und sich gleichzeitig zu erlauben, das Material für diese Arbeit aus dem Alltagsleben zu entnehmen.
Ich bin froh, dass diese Mittel zu mir gefunden haben. Denn so kann ich jetzt spirituell mit Menschen arbeiten, denen manche esoterische Methoden zu spooky anmuten. So, so happy, dass jetzt auch Corporate Menschen Unterstützung finden, sich ihrer Essenz zu nähern. 🙏
Ergänzende Symbolik. Die Schildkröte.
Die Schildkröte ist ein uraltes Krafttier. Sie ist ein Symbol für Weisheit, Schutz, Langsamkeit mit Ziel, und das Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde. Sie trägt ihr Zuhause auf dem Rücken und verkörpert dadurch Selbstgenügsamkeit, Verwurzelung und Zugänglichkeit nur nach innen.
Sie ist ein Tier der Langzeitreise, der Ausdauer und des sicheren Vorankommens ohne Eile. Ihr Panzer steht für Abgrenzung und energetischen Schutz, ihr Wesen für die tiefe Verbindung mit der Erde und die Geduld des Seins.
Wir gleichen einer inneren Schildkröte mit Flügeln:
Zutiefst geerdet, aber auch luftig, verspielt und beweglich. Mit tiefem Gespür dafür, wann Rückzug nötig ist. Der innere Raum begleitet uns stets wie ein sicheres Zuhause. Im Innern verankert. Emotional wie spirituell. Die Schildkröte spiegelt die Fähigkeit, in uns zurückzugehen, ohne uns zu verlieren, und gleichzeitig nach außen zu wirken, wenn es die Umgebung erlaubt.
Das Lebensthema scheint hier das der Integrität bei gleichzeitiger Anpassungsfähigkeit zu sein. Der Wunsch, sich zu zeigen – mit Tiefe, Kraft, Ernst und Spiel – braucht ebenso Grenzen wie Öffnungen. Die Schildkröte steht genau für dieses Paradox: geschützt und offen, langsam und kraftvoll, präsent und doch nicht für alles erreichbar.
Im Kontext der Berufung zum spiritueller Life Coach ist die Schildkröte ein Leitsymbol der Weisheitsvermittlung ohne Eile. Des ruhigen Raumhaltens, das sich auch in hektischen Systemen als stabiler Anker bewährt. Hier bringen wir mit ihrer Energie Spiritualität in Strukturen, ohne dass wir uns verlieren – und ohne die Klient:innen zu überfordern.
Welche Anteile von mir brauchen gerade die Ruhe und den Schutz der Schildkröte ? Und welche möchten hervorkommen?
Die Anteile, die noch sehr an die irdischen Mangelgedanken verhaftet sind. Jene, die das Wunder noch mit eigenen Augen sehen müssen. Jene, denen der innere Blick noch nicht reicht. Ich darf geduldig sein mit ihnen. Sie haben Angst und das hat seine Gründe. Es sind eben jene, die den Schutz der Schildkröte in Anspruch nehmen dürfen. Sie haben sich sehr lange in dieser Welt abgestrampelt. Sie dürfen sich in der Sicherheit des Panzers erholen. Und aus dieser Geborgenheit heraus die anderen Energien in Aktion beobachten. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass die wissenden und die seligen Anteile das Zepter übernehmen. Sie dürfen verspielt um den Kopf der Schildkröte luftig tanzen, während sie langsam, geduldig und ohne Hast voranschreitet. Sie ist auf ihrem Weg. Und sie wird immer genau dort anlangen, wo die Zeit für den nächsten Schritt bereit ist.
Der Wandel findet nicht nur in mir statt. Das System um mich herum verwandelt sich mit. Alles kommt zur rechten Zeit. Und trifft aufeinander, wenn es bereit ist.