Flüstern, dass alles gut wird.
Es gibt Gefühle, die klingen nicht einfach nur. Sie atmen. Sie fließen in Räume, die lange verschlossen waren. Legen sich um die Narben, als wären sie zarte Hände. Es ist kein Empfinden, das laut sein will. Es will nicht glänzen. Es will dich finden. Genau dort, wo du dich verloren hast.
Ich erinnere mich an einen Moment, in dem ich es zum ersten Mal wirklich gespürt habe. Nicht einfach nur mit dem Herzen, sondern mit dieser empfindlichen Stelle irgendwo tief in der Brust, dort, wo sich Erinnerung und Sehnsucht begegnen. Ich war müde. Nicht körperlich. Sondern seelisch. Zu viele Fragen, zu viele Verluste, zu viele Schatten, die ihre Spuren hinterließen. Und dann kam dieser Klang. Diese Stimme. Diese Worte, die wie ein stilles Versprechen klangen. So hold on. Wie Roo Panes es in Lullyby Love erfasst, Steps and ground I’m walking on are lost to me.
Wie oft gehen wir weiter, weil wir müssen, ohne zu wissen, wohin. Wie oft spüren wir den Boden nicht mehr, unter unseren Füßen, weil die Welt in uns sich in sich verloren hat. Die eigenen Schritte klingen fremd, als gehörten sie nicht mehr zu uns. Die Richtung: verschwommen. Der Halt: vergriffen. Und doch gehen wir. Oder stehen einfach still. Und hoffen, dass uns etwas hält, wenn wir diesen Beistand brauchen.
Manchmal ist es nicht das große Licht, das uns rettet, sondern der kleinste Funke. Manchmal ist es nicht der Lärm der Welt, der uns aufrüttelt, sondern ein Flüstern. Ein Flüstern der Liebe, die bleibt. Auch wenn alles andere zu zerbrechen scheint. Es ist das Gefühl für die Nächte, in denen man den Himmel nicht mehr sieht. Für die Stunden, in denen man nicht mehr glaubt, dass da jemand ist, der die eigene Zerbrechlichkeit hält.
Und es spricht.
Ich bin da. Ich verlasse dich nicht.
Nicht mit großen Worten, sondern mit sanften Tönen. Wie ein Wiegenlied. Nicht für Kinder allein, sondern für die müden Seelen in uns, die so oft vergessen, dass sie gehalten werden dürfen.
Die Traurigkeit wird nicht geleugnet. Im Gegenteil. Sie darf sein. Sie lässt dich weinen, ohne dass du dich dafür rechtfertigen musst. Sie erinnert dich daran, dass du fühlst, weil du lebst. Dass du leidest, weil du geliebt hast. Und dass genau darin die zärtlichste Wahrheit liegt.
Vielleicht liegt die wahre Schönheit darin, dass das Gefühl nicht heilt, indem es den Schmerz auslöscht, sondern indem es ihm einen Raum schenkt. Einen stillen Raum, in dem du atmen darfst. Weinen darfst. Hoffen darfst.
Und irgendwann, ganz leise, fast unmerklich, legt sich ein anderes Gefühl über die Müdigkeit.
Etwas wie Licht.
Etwas wie Trost.
Etwas wie: Du bist nicht allein.
Denn Liebe, die bleibt, ist kein Sturm. Sie ist ein leiser Wind, der durch dein Inneres streicht, wenn alles andere still geworden ist. Und wenn du genau hinhörst, flüstert sie dir zu:
Halte durch. Es wird nicht für immer so bleiben.
Am Ende ist es vielleicht genau das, was uns aufrichtet. Nicht die Abwesenheit von Schmerz. Sondern die stille Gegenwart einer Liebe, die uns in allem hält.
Wie ein Gefühl.
Wie ein Versprechen.
Wie ein sanftes Ich bin da. Inmitten der Dunkelheit.
Lullaby Love.
Ein Wiegenlied für all die, die nicht mehr schlafen können.
Ein Lied für alle, die nicht wissen, wie es weitergeht. Und deswegen weitergehen.
Ein Lied für dich.