Verbindung mit der schöpferischen Quelle.
In Woche 5 begebe ich mich in Verbindung mit der schöpferischen Quelle. Das Ziel ist es, die ureigene Kraft zu entfalten und bewusst in die Welt zu bringen. Aus mir selbst schöpfend. Aber nicht im Sinne der Selbstüberhöhung, sondern in dem Wissen, dass das höhere sein Werk durch mich erbringen kann, wenn ich meinen Kanal so frei wie möglich halte und den Zugang zur inneren Quelle erhalte.
Tag 29: Die Gaben erkennen.
Impuls: Was fällt mir leicht, ist aber für andere besonders?
Aufgabe: Frage 3 Menschen: Was schätzt du an mir besonders? Verbinde dich auch mit dir selbst. Schreibe: Meine Gabe ist…
Meine Gabe ist im Zwischenmenschlichen zu finden. Ich bin weder musikalisch noch handwerklich außergewöhnlich talentiert. Aber wenn es darum geht, mich auf Menschen einzulassen – so ganz frei und ohne Enge – fällt mir das irre leicht. Es gibt dann kein Urteil. Und das merken die Menschen auch. Nicht selten sind sie selbst überrascht, wie viel sie mir beinahe ausversehen anvertraut haben, bloß weil sie bei mir diese Sicherheit gespürt haben.
Zu bemerken, welchen Einfluss das manchmal nimmt, war fast schon irritierend für mich. Denn der Schreck, der sich ganz unverhohlen geäußert hat, klang noch lange in mir. Und tut es auch heute noch. Da kommt einfach was zum Vorschein, dass spürt, jetzt oder nie! Und dann kommen Menschen aus sich heraus, die das vielleicht so gar nicht von sich kennen. Ich bin mir recht sicher, dass es nicht daran liegt, dass ich besonders gute Fragen stelle. Ich erkenne die Grenze ganz klar, wenn wir am Rande von etwas Bedeutsamen sind und respektiere die Privatsphäre meiner Gesprächspartner:innen. Das mag vielleicht widersprüchlich zu meinem Berufsfeld wirken. Aber das ist für mich die wahre Essenz meiner Arbeit. Denn nicht mir muss sich das innere meiner Klientinnen und Klienten zeigen, sondern ihnen. Und wenn sie an dieser Stelle schon den Wunsch haben, darüber zu sprechen, bin ich da. Ansonsten sind sie einfach selbst Zeuge dessen, dass sie ganz urteilsfrei sein können und sich dabei sogar jemand anderem zeigen dürfen.
Was ich tue, ist Menschen mit sich selbst in Berührung zu bringen. Mit mir als Resonanzraum erhalten sie vielleicht eine erweiterte Perspektive auf sich und vielleicht auch den Abstand, den sie sonst allein nicht herstellen können.
Ergänzende Symbolik. Die Sprungfeder.
Die Sprungfeder begreifen wir als Symbol für Resilienz, gespeicherte Kraft und das Potenzial zur Erhebung, welches im richtigen Moment freigesetzt wird. Sie verweist darauf, dass Energie nicht immer sichtbar ist, sondern sich sammelt, bündelt und im passenden Augenblick in Bewegung übergeht. Eine Sprungfeder zeigt auch die Dynamik zwischen Druck und Entlastung. Sie kann nachgeben, sich dehnen und sich zurückziehen. Und zwar ohne an Spannkraft zu verlieren.
Spannung aufnehmen. Ohne sie zu verstärken.
Diese Gabe bringt Menschen mit sich selbst in Berührung. Sie eröffnet einen Resonanzraum, in dem innere Bewegungen sich zeigen können der Wahrnehmung zugänglich werden. Perspektiven erweitern sich und es entsteht jener Abstand, der allein oft nur schwer zu finden ist. Wie eine Sprungfeder geben wir dann nach, wenn Druck entsteht. Oder nehmen Spannung auf, ohne sie zu verstärken. Ausgesprochen feine Reaktionen auf jede Veränderung. Diese Gabe schenkt Weite, wenn Weite nötig ist und Nähe, wenn Nähe möglich wird.
So entsteht ein Zwischenraum, der trägt und der nachgibt, ohne zu erstarren oder zu entgleiten. Ein Raum, in dem Menschen sich einlassen können, weil nichts drängt und nichts zieht, sondern alles einfach und natürlich schwingen darf.
Die Kraft der Sprungfeder liegt also darin, dass sie Energie nicht herbeizieht oder festhält, sondern zurückgibt, wenn die Spannung es zulässt. Entsprechend wirkt die Gabe: Es wird aufgenommen, was das Gegenüber einbringt. Ohne es umzuwandeln. Sondern in dem es in geklärter, resonanter Form zurückgegeben wird.
Und genau daraus entsteht der eigene Auftrieb, der den inneren Prozess im Gegenüber voranträgt. Hier wird nichts von ihren Geschichten gespeichert. Sie bekommen einfach nur einen Moment des Abstands, aus dem heraus sie selbst wieder zu ihren inneren Bewegungen zurückfinden.
Welche Spannung nehme ich in Begegnungen auf, ohne sie zu verstärken. Und wie zeigt sich darin meine Verbindung zur schöpferischen Quelle?
Ich kann relativ schnell spüren, wann etwas seinen Raum braucht und kann mich direkt innerlich etwas zurückziehen, um dieser Bewegung des Gegenübers Raum zu geben. Das heißt auch heftigen inneren Regungen des Gegenübers kann ich begegnen, ohne dass sie mich direkt berühren. Ich nehme an, hier liegt die Qualität verborgen, die dieses Urteilsfreie mit sich bringt. Der oder die andere rührt mich nicht an, so dass aus meinem inneren das Feedback ausbleibt, dass es bei anderen vielleicht eher auslöst. Was bleibt ist der uneingeschränkte Raum, in dem sie sich selbst begegnen können. Und trotzdem ist jemand da, der sie bezeugt. Ihr Sein bezeugt. Ihr so-Sein bezeugt.
Auch kennt mein Inneres inzwischen auch die eigenen Grenzen. Das Raumgeben findet nicht (mehr) auf eine Art statt, die mein Sein gewaltsam verdrängt. Das Gleiche gilt für den unverhältnismäßigen Zug hinzu etwas oder jemanden. Meine Sprungfeder, wenn man so will, hat jetzt mit etwas intensivierter Verbindung zur Quelle gelernt, sich selbst zu genügen und nicht auf achtlose Spiele einzulassen. Kein Zerren oder Drücken. Kein unnatürliches Verbiegen gegen die eigene Form. Sondern ein natürlicher Fluss. Wie ein Tanz mit dem Gegenüber.
Wie wirkt meine Gabe verbunden mit der Quelle, als Hilfe für mein Gegenüber dabei, sich selbst klarer zu sehen und den Zugang zur eigenen inneren Quelle zu finden?
Ich denke, in dem das Gegenüber in dieser sicheren Position erkennt, dass die Innenschau selbst unter Zeugen keine vernichtende Macht entwickelt, erhält ein Mensch den Mut, sich mit sich selbst zu konfrontieren. Und zwar in Liebe. Und im Vertrauen. Wer erlebt, dass die inneren Bewegungen den Raum haben dürfen, den sie verdienen, erlebt Leichtigkeit. Vielleicht zunächst noch zögerlich. Denn das scheint uns ganz unerhört, so sein zu dürfen, wie wir sind. Zu fühlen, was wir fühlen und uns dem zuzuneigen, was unser innerstes Anrecht auf Zufriedenheit und Glück darstellt.
Wenn mein Gegenüber erkennt, dass es keinen Grund zu Angst und Scham gibt, sich selbst pur wahrzunehmen, öffnet sich im Verstand vielleicht auch endlich die Erlaubnistür, die innere Anbindung zu wagen. Die Hoffnung wieder aufzunehmen und in einen Fakt umzusetzen. Ich bin, wie ich bin. Und das ist gewollt und geliebt. Und deshalb darf ich es mir auch ansehen. Ohne mich dafür schämen zu müssen oder Angst vor Strafe zu empfinden.
Wenn das nicht zu einem inneren Tanz führt, dann weiß ich auch nicht.
Die gemeinsame Erfahrung von Sicherheit in Resonanz.
Diese Gabe zeigt sich vor allem darin, einen sicheren, offenen Raum für andere zu schaffen. Sie entsteht aus der Verbindung zur schöpferischen Quelle und wirkt durch eine Präsenz, die weder bewertet noch drängt. Dadurch können Menschen sich selbst deutlicher wahrnehmen.
In diesem Raum erfahren wir, dass innere Bewegungen unter Zeugen nicht bedrohlich sind. Dass Gefühle sich nicht verdichten müssen, wenn sie gesehen werden. Dass Offenheit nicht zu Verlust oder Urteil führt. Wenn wir erleben, dass die eigene Innenwelt sich zeigen darf, ohne Konsequenz oder Gegenreaktion, öffnet die Tür zur Rückverbindung mit der inneren Quelle.
Denn wenn wir erleben, dass wir uns in Liebe und Sicherheit selbst begegnen können, gewinnen den Mut, tiefer zu schauen. Scham und Angst verlieren ihren Halt. Wir spüren dann, dass das eigene So-Sein weder falsch noch gefährlich ist, sondern eingeladen und gewürdigt. Aus dieser Erfahrung entsteht eine leise, innere Erhebung, die aus dem eigenen Wesenskern kommt und nicht aus äußeren Impulsen.
Hier besteht ein Zwischenraum, in dem wir spüren können: Es ist erlaubt, uns zu zeigen mit allem, was da ist. Wenn wir uns darauf einlassen, machen wir die Erfahrung, dass Innenschau nicht gefährlich ist. Wir merken, dass Gefühle gehalten werden können, ohne dass sie größer oder bedrohlicher werden. In diesem Moment entsteht die Möglichkeit, uns unserer eigenen inneren Quelle zuzuwenden. Dem Ort in uns, an dem Klarheit, Vertrauen, Verbundenheit liegen. Die Quelle unseres inneren Friedens.
Die Wirkung dieser Gabe besteht also nicht darin, Antworten zu liefern oder Prozesse zu steuern. Sie besteht darin, Bedingungen zu schaffen, in denen wir uns selbst begegnen können. Echt und ohne Scham oder Abwehr. Entwicklung wird dann nicht von außen gemacht, sondern darf von innen heraus entstehen.


