Eine Vision, die den Übergang markiert. Wer den Blick weit nach vorn wagt, markiert damit unweigerlich einen Übergang. Der Blick auf das Mögliche und die Perspektive auf den gegenwärtigen Moment verändern sich. Nicht im Mangel, sondern in der Fülle wollen wir es sehen. Heute fehlt nicht, was morgen möglich ist.
Das Heute gibt den Blick frei auf die unendlichen Möglichkeiten, die uns zu Füßen legen, sobald wir erkennen, dass Wirken im Inneren stattfindet und im Außen lediglich begleitet wird.
Einheit 34. Vision der Kraft.
Impuls: Wie möchte ich mit meiner Gabe wirken? Ganz konkret.
Aufgabe: Male oder schreibe deine Vision, so lebendig wie möglich. Wähle einen konkreten Schritt, der dich ihr näher bringt.
Wie möchte ich wirken. Ich habe nun in dieser Reihe schon viele Gedanken zu meiner Gabe gehabt. Kann ich sie in ihrer Vollständigkeit überhaupt fassen? Ich habe das Gefühl, bisher nur Momentaufnahmen gemacht zu haben. Aber das ist höchstwahrscheinlich das Maximum, das zu erwarten ist. Immerhin bin ich ein Wesen, das im Werden zu Hause ist.
Meine Gabe, die Kraft mit Menschen im Austausch zu sein, Energien zu transportieren, zu verstärken, sie unangetastet zu lassen, zu aktivieren oder zu besänftigen. Diese Kraft möchte gelebt werden. Diese Lebensform möchte Lebendigkeit fördern und Leichtigkeit transportieren. Wenn wir schon leben, warum nicht so, dass es uns bereichert?
Ich möchte als Suchende Menschen an meinen Fragen und Teilantworten teilhaben lassen. Ich möchte ihnen schenken, was ihr Geburtsrecht ist. Ich möchte ein Teil des Seins sein, der nicht nur dem natürlichen Fluss folgt, sondern auch den Weg dorthin für andere sicher und zugänglich hält.
Konkret bedeutet es, im Fluss zu wirken. Keine Vollbremsung, keine krampfiges Kurswechseln. Handeln, wie es sich stimmig für mein Energie- und Wertesystem anfühlt. Die offene Einladung an Euch da draußen.
Konkret? Ich nutze weiterhin die Möglichkeiten, zu denen ich Zugang habe, um in Kontakt zu gehen. Ich reiche meine Hand. Mit Worten. Geschrieben. Gesprochen. Transzendiert. Ich berühre aus der energetischen Mitte. Dort, wo das Gefühl der Schutzlosigkeit herrscht, kommt meine Wirkung zum Einsatz. Diese Welt ist ein sicherer Ort. Und diese Information, das Wissen um diesen Safespace tief in uns drin, bringe ich in Formation. Ich gebe ihm Gestalt und transportiere dieses Gefühl der Sicherheit.

Ergänzende Symbolik. Der Spitzwegerich.
Der Spitzwegerich gehört zu den ältesten Heilpflanzen der Menschheitsgeschichte. Schon seine Form, die langen, parallelen Blattadern, erinnert an Wege. Deshalb gilt er seit Jahrhunderten als „Wegerich“, der Herr der Wege. Eine Pflanze, die dort wächst, wo Menschen gehen. Mystisch kann der Spitzwegerich als Pflanze verstanden werden, die Wunden der Welt heilt, ohne Aufhebens zu machen. Er ist unscheinbar, und gerade darin liegt seine Kraft. Er wirkt, weil er da ist. Er braucht kein großes Aufblühen, keine Aufmerksamkeit, keine Inszenierung, seine Signatur ist stille Wirksamkeit. Die Heiler des Altertums sahen ihn als „Kräuterlicht“, das eine feinstoffliche Schutzmembran erzeugt, wo Menschen sich verletzlich fühlen.
Pflanze der Übergänge.
An Wegen, an Schwellen, an Rändern. Dort ist er zu finden und unterstützt Prozesse, in denen sich jemand vom Alten löst und ins Neue eintritt, ohne das Gefühl, schutzlos zu sein.
Der Spitzwegerich passt außergewöhnlich gut zur vorgenannten Vision. Er spiegelt eine Gabe, die Menschen in ihrer Schutzlosigkeit berührt, ohne sie zu überfahren oder zu überformen. Wie diese unscheinbare, doch kraftvolle Pflanze ist das Wirken dort, wo Menschen unterwegs sind. In Bewegung, mitten im Leben. Präsenz stabilisiert, indem sie nichts festhält und nichts unterbricht, sondern den natürlichen Fluss behutsam begleitet. Das Geschenk liegt in der Würdigung der Übergänge, denn in diesem Raum beginnen Energien, sich von selbst zu klären.
Der Spitzwegerich zeigt uns das Wesen unserer Wirksamkeit. Ein stiller und sicherer Raum entsteht dort, wo wir sind. Eine leise, aber verlässliche Kraft wirkt durch uns und lässt uns auf unserem Weg geerdet, geschützt und getragen fühlen.
An welchen Wegen der Menschen möchte ich sichtbar oder spürbar sein, als stille und schützende Präsenz, die Orientierung gibt, ohne einzugreifen?
Der Weg, an dem ich sichtbar und spürbar sein möchte, ist der in unsere Mitte. Ganz gleich, was diese Suche nach innerem Anker auslöst. Ich möchte, dass Menschen zu jeder Zeit diese schützende Präsenz in sich selbst wahrnehmen können. Meine Hand ist es, die sich Hilfe bietend ausstreckt und anbietet, diesen Schutz sichtbar zu machen.
Wo darf meine Wirkkraft noch unmittelbarer werden, nicht durch große Gesten, sondern durch die feinen, konstanten Schwingungen, die Vertrauen und Sicherheit erzeugen?
In dem ich mir selbst den Weg in meine schützende Mitte, nicht ohne Mühe, freigelegt habe, bin ich bereit, mein gewonnenes Vertrauen und Sicherheitsgefühl nun sichtbarer nach außen zu tragen. Ich habe etwas Kostbares gezeigt bekommen und ich möchte meine Intention nun immer wieder darauf ausrichten, in diesem Erkenntnisraum zu wirken und dieses Geschenk in die Welt hinaus zu multiplizieren. Wir sind getragen, zu jeder Zeit. Der Frieden und die Stille sind in uns. Verletzlichkeit ist vielleicht nur ein Ausdruck von geöffnetem Herzen. Es braucht Achtsamkeit, um dieses Gefühl nicht mit Traurigkeit zu verwechseln.
Wenn wir erkennen, dass wir als stille Präsenz an unserem eigenen Weg und an den Wegen anderer teilhaben, beginnen wir dort zu wirken, wo Menschen ihren inneren Mittelpunkt wiederfinden. Diese Mitte war nie verloren, sie war nur zeitweise verdeckt. Unsere Aufgabe ist nicht, sie freizulegen, sondern Bedingungen zu schaffen, in denen sie von selbst wieder spürbar wird.
Wir haben gelernt, dass wahrer Schutz nicht von außen kommt. Er entsteht, weil wir ihn in uns selbst entdeckt haben – Schicht für Schicht, durch Verletzlichkeit, Licht und Schatten hindurch. Aus dieser Selbstentdeckung wächst eine stille Kraft, die wie ein feiner, verlässlicher Impuls am Weg wirksam wird. Sie klärt, ohne zu fordern. Sie stärkt, ohne festzuhalten. Sie begleitet, ohne zu lenken.
An Schwellen und Übergängen begegnen wir uns unweigerlich selbst. Dort, wo der bislang geebnete Weg endet und in einen neuen Abschnitt übergeht. Auch ohne die genaue Richtung zu kennen, können wir im Zentrum des Selbst Orientierung finden. Das Gefühl der Verletzlichkeit ist nicht gleichzusetzen mit Schutzlosigkeit. Verletzlich ist, wer den Panzer ablegt. Erst in dieser inneren Freiheit, erleben wir die äußere. Wir werden wendig, weil nur so die Lebendigkeit frei von dieser vermeintlich schützenden Last frei und ungehindert durch und um uns herum fließen.

