Blockaden werden oft missverstanden. Wir sehen sie gern als etwas, das unbedingt „gelöst“ werden muss. Doch was, wenn der Gewinn nicht im Überwinden liegt, sondern im Erkennen? Was, wenn wir sie nicht aufbrechen müssen, sondern einfach hinter uns lassen können, sobald ihr Hinweis klar geworden ist? Welche Kraft spare ich, wenn ich aufhöre zu kämpfen und stattdessen einfach nur wahrnehme, woraus mich die Blockade eigentlich führen will? Diese Einheit lädt uns ein, Blockaden in erster Linie nicht direkt überwinden zu wollen, sondern ihren Nutzen zu verstehen, um aus dieser Klarheit heraus den nächsten kleinen Schritt zu gehen.
Einheit 32. Blockaden anerkennen.
Impuls: Was hindert mich noch, ganz in meine Kraft zu treten?
Aufgabe: Sprich laut: Ich sehe meine Blockaden und ich würdige sie als Teil meines Weges. Schreibe: Was brauche ich, um weiterzugehen?
Was brauche ich, um weiterzugehen, nachdem ich meine Blockaden gesehen, anerkannt und obendrein gewürdigt habe? Ich denke ein zwei Atemzüge sollten dann schon genügen. Im Laufe des Abschlusses in Wundern habe ich schon erkannt, dass Blockaden ein dienliches Instrument sind und sie haben mir das fortdauernde Leiden unter Bedingungen, die nur durch mich aufrechterhalten wurden, endlich klargemacht. Also nein, Moment. Das war verwirrend. Ich habe erkannt, dass Blockaden mir aufzeigen, wo es nicht weitergeht. Eine Blockade ist für mich. Alles ist für mich. Das darf ruhig erstmal heftig klingen. Ständig sollen wir Blockaden lösen. Ich finde es super, sie hier mal anzuerkennen. Denn ich bin hier eine ganze Weile gegen eine Blockade angerannt, hab immer gemeint, dass sich das alles schon richten wird. Habe daran rumgemacht. Bis ich in meinen Raunächtenotizen des Vergangenen Jahres den Hinweis bekommen habe, wie eine Blockade etwas nützliches, dienliches ist.
Das war ein Switch in Liebe. Ich konnte etwas aufgeben, das ich aufzugeben zuvor nicht in der Lage war. Und jetzt aber nochmal zur eigentlichen Frage: Was brauche ich, um weiterzugehen? Ich schätze, mir würde helfen etwas Raum für den ersten Schritt wahrzunehmen. So fest eingebunden in die familiären Strukturen gelingt mir das nur selten. Ich liebe dieses spontane Leben, aber dadurch, dass der Raum sich frei befüllen darf, tut er das sehr oft ohne Rücksicht auf mein Schaffen.
Was brauche ich, um weiterzugehen? Einen Atemzug mehr. Ich ahne, dass ich zwar eine Blockade erkannt habe und mein Handeln entsprechend veränderte. Doch weitergezogen bin ich trotzdem nicht. Ich habe den Eindruck, dass ich nach wie vor neben der Blockade stehe. Zwar nicht mehr im Kampf dagegen, aber noch nicht wieder auf dem Weg bin.
Weitergehen. Mir fehlt der Impuls. Was brauche ich, um weiterzugehen? Das Gefühl, dass ich nicht unweigerlich in die nächste Blockade rennen werde. Mit jeder erkannten Blockade wird es wahrscheinlicher, dass ich den freien Weg finde. Ich erkenne, dass ich nach dem Akzeptieren der einen Blockade wieder unendlich viele Möglichkeiten habe, weiterzuwirken. Ein eingeschlagener Weg kann wie eine Einschränkung sein. Die erneute Öffnung für einen Kurswechsel ist das Tor in die Unendlichkeit.
Was brauche ich, um weiterzugehen? Einen kleinen Schritt. Ich brauche nur einen kleinen Meter des Weges wählen und die Erinnerung daran, dass ich jederzeit wenig reagieren darf. Eine Blockade muss kein Anker sein. Weder vor noch nach ihrer Erkenntnis.

Ergänzende Symbolik. Das Cornicello.
Das Cornicello, das kleine, gedrehte Horn aus der italienischen Tradition, gilt seit der Antike als Symbol für Schutz, Lebenskraft und die Fähigkeit, widrige Energien in etwas Fruchtbares zu verwandeln. Seine geschwungene Form steht für Lebensfluss, Kreativität und die Wiederaufnahme innerer Bewegung, selbst nach Phasen von Stagnation. Es schützt nicht im Sinne eines Abwehrschildes, sondern indem es das Eigene stärkt. Auf diesem Wege erinnert es an die Fähigkeit, Blockaden nicht als Bedrohung, sondern als Wegmarken auf dem eigenen Entwicklungsweg zu erkennen.
Das Cornicello kann so die Erkenntnis unterstreichen, dass Blockaden nicht gegen uns gerichtet sind, sondern uns auf etwas aufmerksam machen, das gesehen werden will. Wie das Horn Energie sammelt und neu ausrichtet, zeigt uns jede Blockade, wo Kraft zurückkehrt, sobald wir aufhören zu kämpfen und beginnen, bewusst wahrzunehmen, was ist. Statt an dem zu verzweifeln, was statt dessen sein soll.
In der Beschreibung, „neben der Blockade zu stehen, nicht mehr im Kampf, aber auch noch nicht weitergehend“, wirkt das Cornicello wie eine Erinnerung an den ersten kleinen Impuls. Die Form selbst deutet an, dass Bewegung nicht groß sein muss. Sie beginnt mit einer zarten Kurve. Ein winziger Richtungswechsel reicht, um wieder in Fluss zu kommen.
Wo zeigt mir mein inneres Cornicello (also meine eigene Lebenskraft) den natürlichen nächsten kleinen Bogen, den ich gehen darf, statt auf den großen Durchbruch zu warten?
Ich schätze, diese innere Bewegung ist bereits da. auch wenn ich das Bild von der Blockade neben mir eben sehr deutlich gesehen habe, bin ich nicht in der Stagnation verhaftet. Diese kleinen, natürlich fließenden Bewegungen finden bereits statt und sind sogesehen bereits ein Ergebnis dieser anerkannten Abweichung vom blockierten Pfad. Daher arbeite ich ja inzwischen auch gezielt im Innern statt im Außen an der Auswirkungen zu feilen. Und so entsteht eine natürliche Bewegung aus dem Inneren. Der große Durchbruch, das große Glück im Außen ist nicht länger das Ziel.
Welche Form der Stärkung, nicht der Abwehr, brauche ich, damit mein Vertrauen größer ist als die Erwartung, erneut in eine Blockade zu laufen?
Ich schätze, ich darf meine Wahrnehmung noch etwas schärfen, um die entsprechenden Synchronizitäten als richtungsweisende Impulse zu erkennen. Das Feedback ist da und wenn ich gezielter meine Aufmerksamkeit auch auf die kleinen Impulse richte (ob nun innen oder außen), werde ich auch die Nahrung für das Vertrauen finden. Denn selbst das Rennen in die nächste Blockade wäre nichts anderes als ein weiterer Schritt auf meinem Werdegang.


