Zustand unbegrenzter Möglichkeiten.

Zustand unbegrenzter Möglichkeiten.

Diese Einheit erinnert uns: Unsere Werke, unsere Gefühle, unsere Schritte, selbst die leisen Regungen in uns, sie alle tragen eine Geschichte, die weit über diesen Moment hinausreicht. Wenn wir lernen, sämtliche unserer Schöpfungen zu würdigen, treten wir in einen reiferen Dialog mit uns selbst. Genau hier schlagen wir die Brücke zwischen dem, was wir geworden sind, und dem, was durch uns noch entstehen will.

Einheit 33. Schöpfung feiern.

Impuls: Was habe ich bereits erschaffen? Worauf bin ich stolz?
Aufgabe: Schaue dir deine Werke an: Texte, Bilder, Projekte, Begegnungen. Liste auf: Das habe ich erschaffen, aus meiner Kraft.

Das hier öffentlich zu machen blockiert mich direkt. Über das zu sprechen, was mich innerlich bewegt ist anscheinend leichter, als mir ganz offen und unverhohlen zu sagen, was ich richtig gut gemacht habe. Aus meiner Kraft? Ich folge mit dem Blick der Aufgabenstellung. Ich habe zahlreiche Texte geschrieben. Manche sogar richtig richtig gut. Ich habe wunderschöne Fotos gemacht. Gelegentlich habe ich interessante Wesen auf Papier gefunden.

Ich habe tiefe Gefühle erlebt. Ich habe meinen Wissenshunger aufrecht gehalten, selbst als ich erkannt habe, dass die Antwort auf manche Fragen ausbleibt oder zumindest nicht zufriedenstellend sein kann. Ich habe meinen Humor, der mich tief in mir nährt, auch wenn es nur Trübe Suppe zum Mittag gibt. Ich habe dieses zarte Licht, dass meine Stimmung auch in dunkelsten Momenten erhellt. Ich habe die Beweglichkeit, mit der ich mich auch um das Unangenehme aus der Starre lösen kann.

Ich atme. Jeden Tag. Ich blicke. Ich weine, wenn ich traurig bin. Und. Was habe ich aus meiner Kraft erschaffen? Ein Leben voller Liebe. Eines, das auch in schmerzlichen Phasen die ihnen innewohnende Schönheit erfassen konnte. Diese unerschütterliche Überzeugung, dass alles einen Sinn hat. Ein Geschenk, das mich trägt. Eine Hoffnung, die mich führt. Eine Kraft, die nicht die meine ist, aber durch mich hindurch zur Wirkung kommt.

Zustand unbegrenzter Möglichkeiten.

Ergänzende Symbolik. Das Eichenblatt.

Das Eichenblatt trägt eine ganz eigene mystische Signatur. Seit der Antike gilt die Eiche als heiliger Baum, als Weltbaum. Trägerin von Zeit und Vermittlerin zwischen den Welten. Ihre außergewöhnliche Langlebigkeit macht sie zu einer Hüterin jahrhundertelanger Erfahrung, und genau daraus erwächst die Vorstellung, dass jedes ihrer Blätter ein Fragment dieses gespeicherten Wissens in sich trägt.

In alten Kulturen sprachen Götter durch Eichen, Blitze suchten sie als erste, und Druiden nutzten sie als Orakelorte. Deshalb gilt das Eichenblatt bis heute als Symbol für innere Führung, Kraft und geistige Übertragung. Das Eichenblatt verkörpert die tiefe Weisheit des Gewachsenen: die Verbindung von sichtbarer Form mit unsichtbarer Bedeutung. So wird es zu einem Zeichen dafür, dass jede Schöpfung (ein Gedanke, ein Werk, ein Schritt des eigenen Weges) mehr trägt als den Moment ihres Entstehens. Nämlich die ganze Geschichte, aus der sie hervorgegangen ist.

Welche meiner heutigen Schöpfungen, gleich ob sichtbar oder unsichtbar, tragen die Weisheit all der Erfahrungen in sich, die mich bis hierher geführt haben?

Vermutlich alle, bis auf die törichten. Nein, auch sie bilden wohl keine Ausnahme, wenn gleich es mir schwerfällt, sie unter Weisheit zu verbuchen. Ich erkenne zumindest, dass JEDE Handlung das Ergebnis aller kumulierten vorangegangenen Erfahrungen ist. Nichts steht isoliert. Weder zwischen den Menschen und Wesen der Welten noch zwischen alledem, was sie vollbringen.

Demnach sind auch alle Gefühle und Gedanken ein nicht triviales Ergebnis. Alles ist bedeutsam. Denn es bildet die Basis für alles, was noch folgt. Muss ich die Summe bilden, um das Ergebnis messbar zu machen? Oder darf es mit all seinen Variablen einfach unbestimmt sein? Ich ergoogle Dank Schrödingers Katze das Superpositionsprinzip und erkenne, wie wichtig es ist, auf die krampfhafte Festlegung zu verzichten und damit mehreren theoretisch möglichen Zuständen gleichzeitig die Chance zur Existenz zu bieten. Deshalb. Deshalb ist es nicht egal, welche Realität wir erschaffen, in dem wir über Dritte sprechen. Wir limitieren die Möglichkeiten, in dem wir andere auf Verkürzungen beschränken!

Wo darf ich anerkennen, dass etwas in mir bereits gereift ist und nun bereit ist, gesehen oder gefeiert zu werden? So selbstverständlich wie ein neues Blatt an einem uralten Baum?

Meine innere Lebendigkeit möchte gefeiert werden. Sie ist nicht mehr nur ein zufällig Produkt des Erlebens sonder eine lebendige Quelle des Sein, die inzwischen gepflegt und genährt wird. Ein heiliger Ort mit einer Signatur, die immer deutlicher zur Geltung kommen darf.

Eine lange innere Geschichte.

Was wir tun oder fühlen entsteht niemals isoliert. Jede Handlung, jeder Gedanke, jede Regung ist das Ergebnis einer langen inneren Geschichte. Einer Geschichte aus Erfahrungen, Brüchen, Wachstum, Entscheidungen, Schmerz und Licht. Wer hinsieht erkennt, dass selbst die kleinen Momente, der Atem, das Lachen und selbst das Weinen, Ausdruck einer schöpferischen Kraft sind, die durch uns wirkt.

Die Symbolik des Eichenblatts erweitert diese Erkenntnis.

Genau wie ein Blatt nicht nur aus dem Moment heraus entsteht, sondern aus der jahrhundertelangen Weisheit seines Baumes, so entsteht auch jede unserer heutigen Schöpfungen aus all dem, was uns geprägt hat. Wir beginnen, nicht nur das Sichtbare, sondern auch das Unsichtbare an uns zu ehren. Die Beweglichkeit, Hoffnung, innere Führung und die Fähigkeit, Licht selbst in dunkelste Momente zu tragen.

Die „Summe“ müssen wir nicht bilden. Keine innere Abrechnung, kein endgültiges Ergebnis. Stattdessen dürfen wir uns im Zustand unbegrenzter Möglichkeiten und Zustände wähnen, weil jedes unserer Potenziale aus allem hervorgeht, was wir erlebt, erkannt und durchlebt haben. Wie ein neues Blatt, das nur entstehen kann, weil der gesamte Baum mit seinen Wurzeln, Jahren und Stürmen in ihm weiterwirkt. Ein Blatt, das dennoch ein ganz frischer Ausdruck dieses gegenwärtigen Moments ist.