Das Schweigen des Vertrauens.

Das Schweigen des Vertrauens.

Kontrolle ist kein Beweis von Stärke, sondern ein Ausdruck von Angst. Vertrauen hingegen ist stille Kraft. Eine Fähigkeit, sich von der Quelle tragen zu lassen, statt sie mit den Händen formen zu wollen. An Tag 25 ruhen wir im Schweigen des Vertrauen, und erkennen, dass nichts fehlt. Alles, was sein soll, ist bereits da.

Einheit 25. Vertrauen lernen.

Impuls: Wie sieht Vertrauen in meinem Alltag konkret aus?
Aufgabe: Notiere deine Impulse dazu, wie du mitten im Gewöhnlichen bzw. wenn Pläne scheitern, Wege sich verzweigen oder das Leben einfach nur still ist, Vertrauen lebst?
Ergänzung: Finde ein Symbol in deinem Setting, greife es inhaltlich auf und deute es dem Kontext entsprechend.

Wenn derlei Dinge geschehen und ich endlich in die Realisation und Annahme komme, werde ich erstmal still. Bisher habe ich rückblickend erkennen müssen, dass ich doch um manches gekämpft habe. In der irrigen Annahme, das manches eben Arbeit koste und erst wenn ich mich richtig dolle anstrenge mit Erfolgen zu rechnen sei. Aber wenn ich das erstmal überwunden habe oder bestenfalls rechtzeitig direkt entdecke, dass es hier etwas gibt, das anders aussieht, als das von mir Erwartete, dann sieht mein Vertrauen aus wie stillhalten. Ruhig werden. Zur Ruhe kommen. Einmal wirken lassen, was ist, statt einzugreifen und verändern zu wollen.

Das katapultiert mich direkt in die Wirkung des Jetzt. Und zwar in dem Moment, in dem ich hier jetzt schreibe. Denn ich habe ja schon vor einiger Zeit aufgehört etwas, was mir wichtig erschien, erzwingen zu wollen. Das Aufgeben einer irregeführten Hoffnung, das bewusste Annehmen des Scheiterns. Als es endlich soweit war, tat es auch gar nicht mehr weh. Aber die Zeit davor, dieses Festhalten an etwas, das nicht vorgesehen war…

Wenn ich mir jetzt genau auf die Fingerspitzen schaue, beginnen die nämlich metaphorisch ungeduldig zu klopfen. Wieder in die Falle getappt, dass etwas anders sein müsse, als es ist. Wenn auch nicht mit enormem Tempo, so tauchte schon wieder die leise, aber bestimmte Stimme der inneren Antreiberin auf! Tja, gut dass wir hier sprechen 😉

Es hat sich nämlich nach einer Phase des gebunden Seins wieder ein Zeit Fenster geöffnet, dass wieder sehr verstandesmäßig gefüllt werden sollte. Aber ich nehme hier wieder den Vertrauensprozess, den ich im Großen bereits kultiviert habe bewusst in Augenschein und erlaube mir, auch darin noch weiteres Wachstum erleben zu dürfen.

Ich lebe Vertrauen, in dem ich mich nicht den allgemeinen Konventionen beuge. Das hat gewissermaßen zu einer Art Stillstand im Außen geführt. Und das jetzt „auszusitzen“ und darauf vertrauen, dass aus dieser Zwischenstufe ganz organisch etwas erwächst, ohne dass ich den großen Plan haben muss. Das Große wirkt durch mich, alles was meinerseits nötig ist, ist mich bereit zu halten. <3

Ergänzende Symbolik. Der Vollmond.

Der Vollmond ist in der mystischen Symbolik ein machtvolles Sinnbild für Erfüllung, Klarheit und Offenbarung. Der Moment, in dem das, was im Verborgenen gereift ist, sichtbar wird. Während der Neumond den Samen des Neubeginns trägt, steht der Vollmond für das Erblühen und das vollständige Leuchten dessen, was zuvor im Dunkeln herangewachsen ist. Seine Helligkeit jedoch ist nicht aktiv erzeugt, sondern empfangenes Licht. Ein Spiegel der Sonne.

Genau darin liegt die tiefe Parallele zum Thema des Vertrauens im Alltag: Der Vollmond leuchtet nicht, weil er sich anstrengt, sondern weil er das Licht empfängt, das ihm zufließt. Er vertraut dem Zyklus, dem Rhythmus, der ihn wachsen, füllen, abnehmen und wiederkehren lässt. Diese rhythmische Hingabe ist sein Wesen.

Auf den heutigen Inhalt bezogen spiegelt der Vollmond das Prinzip des bewussten Empfangens statt des aktiven Kontrollierens. Stillhalten ist wie das Ruhen des Vollmonds im Erfülltsein. Kein Drängen, kein Tun, kein Versuch, das Licht festzuhalten oder zu mehren. Einfach das Zulassen der vollen Präsenz dessen, was ist.

Der Vollmond bringt zugleich das Thema der Spiegelung mit: Er zeigt uns, was bereits leuchtet, was sichtbar werden darf, wenn wir uns nicht länger im Schatten des Wollens verstricken. Er lädt uns ein, das empfangene Licht, also das Wirken des Großen durch uns, zu erkennen, anzunehmen und zu reflektieren.

So wird der Vollmond zu einem mystischen Lehrer des Vertrauens.
Er zeigt, dass Reife kein Ergebnis des Machens ist, sondern eine Folge des natürlichen Werdens. Dass das Licht zu uns kommt, wenn wir bereit sind, es zu empfangen. Und dass Vertrauen letztlich bedeutet, den göttlichen Rhythmus in uns wirken zu lassen. Und zwar ganz ruhig, geduldig und wissend, dass alles seine Zeit hat.

Wo in meinem Leben darf ich das empfangene Licht erkennen? Also sehen, was bereits gereift ist, ohne es weiter formen oder festhalten zu wollen?

Das ist ultra der herausfordernde Ansatz. Dieses weiter, mehr, höher ist tief in mir verankert und einen Status quo einfach nur anzunehmen ohne den Ausblick auf weitere Entwicklung geht ein bisschen gegen meine innere Natur. 

Aber wenn ich es mir jetzt einmal gestatte als Gedankenexperiment, dann darf ich glücklich sein, wie ich meinen alltäglichen Lebensraum jetzt aus dem Kampfmodus um eine vermeintlich erfolgreiche Zukunft in einen viel sanfteren Rahmen der Gegenwart gebettet habe.

Ich kann das Licht in dem Sehen, was ich mir an Kenntnissen in den letzten Jahren angeeignet habe. Wissen, dass auch einfach mal in mir zum Ruhen kommen kann, ohne in kreative Formen zu drängen. 

Ich kann erkennen, dass es mir und uns in der Familie gelungen ist, die Botschaften unserer Kinder zu dechiffrieren und ihrem Wohle zu folgen. Ein Weg, der auch zu unserer eigenen Entlastung beigetragen hat.

Welche inneren Schatten oder alten Kontrollmuster werden im Licht des Vollmonds sichtbar?  Und bin ich bereit, sie liebevoll anzunehmen, statt gegen sie anzukämpfen?

Da sind wir direkt wieder bei der inneren Antreiberin, der es nie reicht. Die immer noch mehr leisten muss. Die selten zufrieden sein kann mit dem Erreichten. Die vielleicht auch denkt, es müsse doch noch etwas zu tun sein, bevor der eigentlich erstrebenswerte Zustand erreicht wird.

Also nochmal auf Anfang. Nicht durch Handeln kontrollieren, was erzeugt werden soll. Sondern bereit sein, dem zu folgen, was sich aus der Quelle heraus ergibt. 

Das Schweigen des Vertrauens.

Was sich in diesen Gedanken offenbart, ist ein stilles, aber tief gehendes Erwachen. Vertrauen zeigt sich hier nicht in großen Gesten, sondern in der Kunst, das Vorhandene zu würdigen.

Der Vollmond beleuchtet dies wie ein Zeuge. Nicht um weiteres Wachstum zu fordern, sondern um das zu erhellen, was schon vollendet ist. Sein Licht erinnert daran, dass Reife nicht immer mit Fortschritt gleichzusetzen ist. Sondern einfach, das eigene Dasein anzunehmen, so wie es gerade ist. Radikal.

Im Erleben spiegelt sich genau das. Das Umschalten vom Kampf- in den Empfangsmodus. All diese stillen Akte des Vertrauens.  Als Zeichen einer inneren Reife, die sich nicht beweisen muss.

Und auch wenn die alte Antreiberkraft hin und wieder anklopft, bleibt das Echo schwächer, sobald wir uns erinnern: Kontrolle ist kein Beweis von Stärke, sondern ein Ausdruck von Angst. Vertrauen hingegen ist stille Kraft. Eine Fähigkeit, sich von der Quelle tragen zu lassen, statt sie mit den Händen formen zu wollen.