Kennst du das,...
… wenn zwei Meter neben dir urplötzlich ein Geräusch auftaucht, so ganz ohne zu erwartenden Grund? Ohne auch nur den Hauch einer Bewegung im Raum ist es da. Erst ein Rascheln. Dann ein Knistern. Du nimmst es kaum zur Kenntnis, willst einfach nur weitermachen mit dem, was dich gerade so schwer beschäftigt. Und schon kracht und scheppert es los.
Ich sitze still in der Küche und bin hochkonzentriert bei meiner Aufgabe. Nichts und niemand um mich herum kann irgendwelche Geräusche verursacht haben. Aus der absoluten Stille erwächst eine zunächst nur leise, noch zu ignorierende Ankündigung und dann, quasi von jetzt auf gleich, knallt und kracht es. Jetzt erst ist meine Aufmerksamkeit geweckt.
Ich sehe ruckartig hin und muss fast schon vor dem Hinsehen über mich selbst schmunzeln. Klar, ich habe vorhin total unachtsam das Ofengitter an einer mehr als ungünstigen Stelle abgelegt. Es musste wieder mal schnell gehen. Ich kann mich nicht an die Handlung erinnern. Instinktiv weiß ich aber, in welchem Zusammenhang es gewesen sein müsste. Achtsamkeit aus, Chaos-Pilot an?
Wow, wie oft passiert das eigentlich, dass wir in der Betriebsamkeit des Alltags gar nicht mehr richtig anwesend sind, während schnell mal was geschafft oder in Ordnung gebracht werden muss? Zerfranst die Aufmerksamkeit, weil wir bei fünf Aufgaben zugleich sind, oder weil unser gesamter Fokus auf einer Angelegenheit ruht, während der Rest nebenher abgefrühstückt wird? Wahrscheinlich beides, mal so mal so. 😉
Das macht mich nachdenklich, denn ist dies nicht ein Verhaltensmuster, das wir oft beobachten können?
Wenn die Aufmerksamkeit gerade bei einer Angelegenheit ist, werden die Nebenaspekte womöglich nur halbherzig abgehandelt, sofern sie als solche kategorisiert werden. Und ganz ungewollt entsteht dadurch womöglich ein Nebenschauplatz. Auf einmal gibt es an unerwarteter Stelle Entwicklungen, die uns zunächst mit zarten Signalen angedeutet werden. Und wenn uns diese Informationen nicht erreichen und sich diese Entwicklungen ohne unsere Kenntnisnahme weiterhin vollziehen, treffen uns ihre Effekte am Ende vielleicht mit voller Wucht!
Wie aus dem Nichts, kommt dann dieser Nebenaspekt daher und verlangt die volle Aufmerksamkeit. Alles andere wird dann zur Nebensache. Es fühlt sich vielleicht sogar an, wie eine Katastrophe, die uns urplötzlich und ohne Vorwarnung heimsucht. Aber hatte sich diese Entwicklung nicht auch ein bisschen angekündigt? Wir erinnern uns an die ersten leisen Hinweise, nur konnten wir sie nicht direkt einordnen. Und hätten wir eigentlich, wenn wir nur etwas achtsamer gehandelt hätten, den ganzen Tumult von vornherein verhindern können?
Wie oft ist uns das schon passiert? Wie tiefgreifend kann diese Kettenreaktion werden, wenn wir in wichtigen Lebensbereichen unachtsam agieren, weil eine Sache wichtig erscheint und wir uns trotzdem um drei weitere „kümmern“? Und was ist mit diesem Filter los, der die leisen Ankündigungsversuche so krass gut ausblenden kann?
Ich freue mich, denn diese kleine Kakophonie aus dem Nichts gibt mir einen wunderbaren Anlass, mein Verhalten zu reflektieren. In einer ganz banalen Situation darf ich erkennen, wie wichtig es werden kann, achtsam zu handeln und zarte Hinweise auf Entwicklungen anzunehmen und nicht abzuweisen, bloß weil sie mit den mir bekannten Faktoren zunächst keinen Sinn ergeben.
So wirkt in mir das zarte Rascheln wie ein lauter Knall, der wach und wachsam macht.