What a Ride!

Hast Du schon mal eine Abschlussprüfung bestanden, ohne zu merken, dass du dafür büffelst? Mehr noch: Ohne zu wissen, dass du dabei bist, deinen Abschluss zu machen? Klingt verwirrend? Ist es auch!

Es ist ungefähr so: Stell dir vor, du spürst über einen längeren Zeitraum hinweg, dass alles irgendwie anstrengend ist, ohne dass du wüsstest, was genau es damit auf sich hat. Alles läuft wie gehabt, aber es ist ungewöhnlich zäh.

Und dann, ohne große Ankündigung gibt es plötzlich diesen großen, absolut unerwarteten Durchbruch. Und erst mit der Kenntnisnahme deines Erfolges wird dir die Mühsal der vergangenen Monate überhaupt erst richtig bewusst. Es ist ein wenig wie ein unerwartetes Geschenk, das du dir zuvor hart verdient hast.

Nichts von alle dem ist zu erwarten, als ich mich als Assistentin für eine Coaching Ausbildung melde. Meine eigene Ausbildung ist Anfang 2023 abgeschlossen. Intensive Monate der Introspektion und des strukturierten Wandelns auf der Metaebene liegen hinter mir. Mit bedeutenden Einblicken in den Facettenreichtum des menschlichen Seins. Und der dazugehörigen Bestimmung, diese Komplexität in vereinfachten Strukturen und Methoden abzubilden, um sie zugänglich zu machen. So fundiere ich meine berufliche Basis neu.

Gut zwei Jahre nach meinem eigenen Abschluss darf ich nun bezeugen, wie knapp 20 Menschen bei ihrer Präsentation persönliche Erkenntnisse aus ihrer Ausbildung auf beeindruckend kreative Weise präsentieren. Sie gewähren teilweise offenherzige Einblicke in ihr Leben, ihr Lernen und ihre Wünsche für die Zukunft. Eine Gruppe zauberhafter Menschen, die ich in acht Monaten punktuell auf ihrer Reise vom Rand des Geschehens aus begleiten durfte.

Und so sitze ich da, die Gruppe ins Herz geschlossen und beglückwünsche Sie zu diesem bedeutenden Abschluss. Ich lache und weine mit ihnen, ohne zu merken, was dieses Ausbildungswochenende auch für mich bedeutet. Denn erst als der zweite Abend zu Ende geht, wird klar, dass etwas nicht so ist, wie es für mich zu erwarten wäre. Es ist mehr als nur der Abschied von der Gruppe und meiner regelmäßigen Unterstützung als Assistenz.

Der Weg nach Hause ist beschwerlich. Ich spüre eine lange nicht mehr gekannte Unruhe. Ich sehe das Bild eines Zündholzes, welches über die Oberfläche der Schachtel gerieben wird und die ersten Funken schlägt. Rauch steigt auf. Und dann friert das Bild plötzlich ein. So verharrt der Energiefluss in mir und ich reise weiter heimwärts. Angeratscht. Ganz klar, das Zündholz, das bin ich.

Ich nehme Emotionen auf. Das kenne ich schon. An diesem Wochenende wurde viel gelacht. Und geweint. Ich erkenne, welche Emotionen zu mir gehören und welche ich wieder ziehen lassen darf. Inzwischen kann ich sowas sehr gut regulieren.

Aber diese Nummer hier? Sie steht in keinem Verhältnis! Diese Ladung an Energie in mir zu halten, ist eine echte Herausforderung. Dieses enorme Entfaltungspotenzial, das sich zu regen beginnt, ist beinahe beängstigend mächtig. Mein Geist, zum Bersten energetisiert, trägt diese Kraft nach Hause. Eine Kraft, die so viel stärker zu sein scheint als ich. Und doch, es gelingt mir. Ich staune.

Zu Hause angekommen habe ich das Gefühl, ich kann gar nicht in Worte fassen, was sich in mir ereignet. Aber der beste Mann von allen, der sitzt einfach nur da, und es geht auf. Dieses wunderschöne, goldene Tor in meine Mitte.

Erst mit ihm an meiner Seite kommen die Bilder und die Worte. Die Erkenntnis, wie auch ich an diesem Wochenende einen echten Etappensieg feiern darf. Das Leben und ich, wir haben uns gegenseitig studiert.

Nicht selten hat mich eine unsichtbare Beklemmung in Schach gehalten. Die Sonne schien, mir ging es gut. Aber ich hatte nur selten Verständnis, wenn mir Sachen so unfassbar schwerfielen, die ich sonst mit links gemeistert hatte.

Jetzt weiß ich: Im Hintergrund, da lief ein massives Systemupdate. Da war so viel Energie gebunden. Arbeitsspeicher voll. Klare Sache.

Erst nach dem Feiern der Anderen fällt es mir auf. Das war auch für mich. Der Abschluss eines ganz konkreten Prozesses, von dem ich nicht einmal etwas ahnte. Ein irres Gefühl!

Stell dir vor: Dir wird die Mühsal und Investition in den Prozess erst in dem Moment bewusst, als dir offenbart wird, dass du ihn mit Bravour absolviert hast. Und mit der Anerkennung des Aufstiegs, nimmst du den tatsächlichen Umfang der vorangegangenen Anstrengung überhaupt erst vollumfänglich wahr. In dem Moment, in dem sie von dir abfällt. Ich weine vor Glück und Erleichterung.

Mit dem Wegfall der Anstrengung wir ein riesiges Feld frei. Puuh, jetzt erstmal Luft holen!

Denn diese freie Kapazität wird eigentlich auch schon unmittelbar ausgefüllt. Nicht nur mit der ersehnten Leichtigkeit. Es ist, als würde ein Streifen am Horizont erscheinen und diese unsichtbare Hülle zwischen unserer eingeschränkten Wahrnehmung und der Realität durchtrennen. Dieser Streifen öffnet dir den Einblick in die nächste Ebene. Er macht sichtbar, wofür uns der Blick allzu oft versperrt ist. Alles sieht gleich aus, aber du erkennst, dass es eine neue, noch intensivere Tiefe gibt.

Und mit dem Zugang zu diesem neuen Level rieselt es plötzlich Segen in deine offenen Arme. Dir fallen reihenweise Erkenntnisse in den Schoß. Du verstehst sofort: die kraftlosen Monate waren keine Vergeudung von Lebenszeit, sondern eine intensive Phase der Integration. Wie ein Inkubator für deine Erkenntnis- und Wachstumsprozesse.

Eine Integration des Gelernten und Erlebten, ohne aktives Zutun. Einfach nur durchleben, atmen und bestenfalls zuversichtlich bleiben.

Mit dem freien Arbeitsspeicher beginne ich glatt 10cm über der Oberfläche zu schweben, als hätte ich plötzlich fliegen gelernt. Und das Beste kommt noch. Zwischen all den neuen Features entdecke ich: Da wurde sogar ein neues Tool installiert! Und das Fliegen ist damit noch nicht mal gemeint!

Lass uns mal kurz gemeinsam hinschauen. Wir erblicken eine ungekannte farbenfrohe Intensität des Lebens. Wir betreten einen Freiraum, den wir fortan achtsam und bedacht beleben können.

Das Geschenk sind Fülle und Leere als unmittelbarer Zugang zur Freiheit.

Fülle, Leere, Freiheit

Du verstehst sofort: die kraftlosen Monate waren keine Vergeudung von Lebenszeit, sondern eine intensive Phase der Integration.

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